Der Blog rund um All Blacks Thun...
David Zysset & Roland Riedener (Fotos zur Verfügung gestellt von David) Dem Rücktritt von David Zysset als Trainer hat unser Präsident schon in den «Infos von der Vereinsleitung» einen Abschnitt gewidmet. Er hinterlässt eine Lücke, die nicht so einfach zu füllen ist. Mit dem folgenden Interview möchte ich unseren Mitgliedern seine lange Karriere in unserem Verein etwas näherbringen. Gerne nahm er sich die Zeit, mir Red und Antwort zu stehen. Sportlicher Weg Roland: Wie kamst du als Schüler zu den All Blacks Thun? David: Ich bin mir nicht mehr ganz sicher, ich glaube mit vierzehn oder fünfzehn Jahren habe ich das erste Mal ein Lauftraining bei den All Blacks absolviert. Es war der Zeitpunkt als ich mich entschieden habe, vermehrt auf die Karte Leichtathletik zu setzen. Bis dahin habe ich auch noch Eishockey gespielt. Ich suchte einen Verein in der Region Thun, der sich auf den Laufsport spezialisierte, und dafür fand ich mit den All Blacks den idealen Verein. Hinzu kam, dass damals mit Fritz Schmocker ein Trainer bei uns tätig war, der ein enormes Fachwissen und ganz viel Erfahrung hatte und mit seiner Leidenschaft für die Leichtathletik alle begeistern konnte. Roland: Etwas musst du schon in die Wiege gelegt bekommen haben. Bereits ein Jahr nach deinem Beitritt gelang dir der Schritt auf die Frontseite unseres Vereinsbulletins! Was ist dir in guter Erinnerung geblieben aus diesen ersten Jahren bei den All Blacks? David: Da gibt es unzählige Erlebnisse und Erinnerungen, an die ich auch heute noch sehr gerne zurück denke, die ersten Trainingslager, damals noch in Tirrenia und St. Moritz, die vielen abwechslungsreichen und harten Trainingseinheiten im Schorenwald, im Lachenstadion oder die Hallentrainings in Thierachern. Fritz hat uns in dieser Zeit vermittelt, was es heisst, Leistungssport zu betreiben. Durch die harten Trainingseinheiten konnte unsere Trainingsgruppe dann auch immer wieder Erfolge feiern, beispielsweise an Staffelschweizermeisterschaften. Aus sportlicher Sicht waren für mich diese Erfolge jeweils fast noch wertvoller als die Einzelresultate, weshalb sie mir besonders in Erinnerung blieben. Wenn man als Trainingsgruppe ein ganzes Jahr zusammen trainiert und am Ende der Saison als Team gemeinsam eine Medaille holen konnte, war dieses Gefühl unbeschreiblich schön. In St. Moritz kann ich mich an ein Erlebnis erinnern, das ich ebenfalls nie mehr vergessen werde. Nach einer harten Trainingseinheit auf der Finnenbahn in Corviglia auf 2550 m über Meer wettete Fritz mit uns, dass keiner von uns durch den Lej Alv schwimmen würde – schliesslich sind alle irgendwie durchgeschwommen! Fritz durfte dann am Abend die Nachtessen bezahlen... Roland: Kannst du dich auch an Erlebnisse / Vorkommnisse erinnern, die dir eher Mühe bereitet haben? David: Im Jahr 2000 verunglückte mit Christoph Kunz unser Vereinskollege mit dem Motorrad so schwer, dass er an den Rollstuhl gebunden wurde. Wir erfuhren damals diese Nachricht auf dem Weg zu einem Wettkampf. Für uns alle war diese Nachricht ein grosser Schock. Schlagartig wurde mir damals aufgezeigt, wie schnell sich das Leben ändern kann. Persönliche Bestzeiten oder Medaillen geraten in solchen Momenten in den Hintergrund und werden völlig belanglos. Umso schöner ist es zu sehen, welchen Weg Christoph trotz diesem tragischen Unfall gehen konnte. Roland: Ist dir das erste Jahr mit einer Lizenz von Swiss Athletics noch in Erinnerung? Wie entwickelte sich deine Leichtathletik Karriere weiter in den Kategorien U16, U18 und darüber hinaus? David: Meine erste Saison in der U16 ist mir noch bestens in Erinnerung. Ich absolvierte bis dahin viele regionale Wettkämpfe. Mit den ersten nationalen Bahnrennen wurde mir damals aufgezeigt, wie hoch das Niveau auf der Bahn ist. Ich benötigte rund ein Jahr, um mich anzupassen. In den Nachwuchsjahren bis und mit U23 war ich dann über 1500 m und 3000 m meistens unter den besten 5 meiner Kategorie. Für ganz nach vorne reichte es mir in dieser Zeit aber nie, da waren andere stets noch etwas schneller. Das Schöne an der Bahn empfand ich aber stets auch immer im Kampf gegen mich selbst und gegen die Uhr. Wenn ich eine persönliche Bestzeit aufstellen konnte, bereitete mir das jeweils grosse Freude und motivierte mich zugleich, noch härter zu arbeiten. Roland: Wer waren deine Trainer und deine hauptsächlichen Trainingskollegen? David: Wie bereits gesagt wurden die ersten Jahre von Fritz Schmocker geprägt, er gab mir viel mit, was mich auch in meiner Trainertätigkeit später prägte. Als Fritz dann Nationaltrainer bei Swiss-Athletics wurde, übernahmen Stefan «Spilli» und Ursula Spielmann die Trainingsleitung in unserer Gruppe. Unter ihnen lief ich alle meine persönlichen Bestzeiten. Sie verstanden es, mit ihrer offenen, wertschätzenden und empathischen Art die Athlet*innen stets partizipativ miteinzubeziehen und ihnen auf Augenhöhe zu begegnen, was ich sehr schätzte. Im Herbst meiner Leistungssportkarriere war dann noch Peter Mathys zuständig für mich. Pesche besitzt über ein unheimlich grosses Fachwissen, und auch von ihm konnte ich vieles lernen. Während dieser Zeit konnte ich sehr viele Trainingskolleginnen und Trainingskollegen kennen und schätzen lernen. Mit vielen habe ich nach wie vor regelmässig Kontakt. Speziell sind sicher die Freundschaften mit Karin Imhof, wo ich Götti sein darf von ihrem Sohn Noé, mit Remo Wyss, Marcel Briggen und Sebastian Graf, die ihrerseits Göttis sind von unseren Jungs. Roland: Die Wettkämpfe auf der Bahn haben es dir angetan. Welche Distanzen hast du am Liebsten bestritten? David: Ja, die Bahnsaison war stets der Höhepunkt in meinen Leistungssportjahren. Grundsätzlich lief ich am liebsten 1500 m und 3000 m. Ich empfand die Abwechslung der Wettkämpfe aber stets als sehr bereichernd. Die Stadtläufe im November und Dezember und danach die Crossläufe von Januar bis März sagten mir aber ebenfalls sehr zu. Roland: Welche Erfolge und erreichten Zeiten würdest du als deine wertvollsten bezeichnen? David: Auf nationaler Ebene bei der Elite waren es wahrscheinlich der 4. Rang an den Kurzcross Schweizermeisterschaften 2006 und der 9. Rang über 1500 m im Jahr 2007. Auch die CISM Länderkämpfe im Cross, als ich die Schweiz vertreten durfte, oder die Medaillen bei Team- und Staffelschweizermeisterschaften gehören zu meinen persönlichen Highlights. Die 3:53 über 1500 m ist wohl meine wertvollste Zeit, die ich auf der Bahn gelaufen bin. Roland: Kannst du ein besonders schönes Erlebnis aus deiner aktiven Zeit beschreiben? David: Unsere erste Bronze-Medaille an den Team Schweizermeisterschaften 2007 in Bern mit Jonas Fahrni, Remo Wyss und Marcel Briggen. Obwohl keiner von uns ganz vorne mitlaufen konnte und wir in der Qualifikation nur Rang 7. belegten, konnte jeder einzelne über sich hinauswachsen, und so konnten wir als Team und vor allem als Freunde diese SM Medaille gewinnen. Über diesen Erfolg fachsimpeln und prahlen wir auch heute immer noch, wenn wir uns treffen. Privater Weg Roland: Gingst du in Uetendorf zur Schule beim Start in deine Karriere bei den All Blacks? David: Ja, das ist korrekt. Roland: Soviel ich weiss, hast du danach eine KV Lehre gemacht. Stimmt das und wo war das? Wie war das zu vereinbaren mit Laufsport auf hohem Niveau? David: Ich habe von 1999 bis 2002 die KV Lehre auf der Gemeindeverwaltung Uttigen absolviert. Mein damaliger Chef war ein grosser Sportfan, und so hatte er viel Verständnis für meine Leidenschaft und somit auch für die sportbedingten Abwesenheiten. Roland: Wie ging es nach der Lehre weiter mit der ersten Arbeitsstelle? David: Nach der Lehre habe ich zwei weitere Jahre im kaufmännischen Bereich gearbeitet, bevor ich anschliessend die Berufsmaturität absolvierte und das Studium zur sozialen Arbeit begann. Roland: Deine Frau Andrea lernte ich bei Trainings für den Jungfrau Marathon kennen. Anfangs waren wir hie und da etwa gleich schnell unterwegs. Habt ihr euch durch den Laufsport kennengelernt, oder ist Andrea erst danach von dir angesteckt worden? David: Nein, wir haben uns ausserhalb des Laufsportes kennengelernt. Sie war zu diesem Zeitpunkt aber bereits sehr polysportiv, was uns von Anfang an verbunden hat. Für den Laufvirus war aber dann wahrscheinlich schon ich zuständig;-)... Roland: Heute ist die Sozialarbeit dein Broterwerb. Warum hast du dich entschieden, eine entsprechende Weiterbildung anzugehen. War es ein schwieriger Entscheid? Wie sieht heute deine Arbeit aus? David: Der Kontakt mit unterschiedlichen Menschen hat mir schon immer gefallen, und mir wurde bereits während der KV-Lehre klar, dass ich nicht mein ganzes Arbeitsleben vor dem Computer verbringen möchte. Mit Spili hatten wir damals einen Trainer, der ebenfalls in diesem Bereich arbeitete und mich motivierte, diese Ausbildung in Angriff zu nehmen. Heute arbeite ich für die Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde KESB und habe mich auf die Themenbereiche «Kindesschutz und Migration» spezialisiert. Roland: Die Jahre vergehen… du bist Vater dreier Kinder. Wie heissen sie? Das älteste wird schon bald in die Schule gehen? David: Ja, wir haben mittlerweile drei Knaben, Laurin, Floris und Lian, die uns täglich auf Trab halten. Laurin wird nächsten Sommer in die erste Klasse kommen und Floris in das zweite Kindergartenjahr. Sie sind nun langsam in einem Alter, wo sie selbst gewisse Interessen und Hobbys entwickeln, die ich gerne begleiten möchte. Das war schliesslich der Hauptgrund, wieso ich mich entschieden habe, mein Engagement als Trainer zu beenden, damit ich genügend Zeit für die Familie habe. Trainer- und Vorstandstätigkeiten Roland: Gerne würden wir natürlich noch erfahren, wie sich dein Engagement für den Verein entwickelt hat. Wie kam es dazu, dass du anfingst, Trainings zu leiten? David: Die Jugendriege der All Blacks Thun wurde 2009 neu aufgebaut, und Marcel Briggen stellte sich damals zur Verfügung als Trainer. 2012 war dann die Gruppe so gross, dass es Marcel nicht mehr möglich war, die Trainings alleine zu leiten und so hat er mich gefragt, ob ich ihn unterstützen könnte. Wir konnten uns als Trainer dann gemeinsam mit unseren Athletinnen und Athleten entwickeln. Was einmal in der Jugendriege begann, wurde immer mehr und intensiver, bis wir schliesslich die Leistungssportgruppe der All Blacks Thun übernehmen konnten. Roland: Im Bulletin 1/2009 habe zum ersten Mal den Namen David Zysset im Vereins-Organigramm gefunden. Dein Ressort nannte sich «Strassenlauf / Jogging / Bahn». Später hiess dein Ressort dann «Sport», und am Schluss warst du in der Vereinsführung für den Nachwuchs zuständig. Kannst du uns schildern, wie sich aus deiner Sicht die Aufstellung im Vorstand und damit auch deine Aufgaben verändert und entwickelt haben? Wenn ich das richtig sehe, würden wir da über einen Zeitraum von 12 Jahren sprechen. David: Ursprünglich wurde ich 2008 als Athletenvertreter in den Vorstand gewählt. Es war uns in der Leistungsgruppe damals wichtig, dass die Anliegen und Bedürfnisse der Athletinnen und Athleten im Vorstand besser vertreten werden. Wir haben dann dem Vorstand diesen Vorschlag unterbreitet, und der Verein ist erfreulicherweise darauf eingetreten. Im Ressort «Strassenlauf / Jogging / Bahn» habe ich mich anschliessend vermehrt auch noch mit dem Breitensport befasst. So haben wir damals beispielsweise die Einsteiger-Laufkurse lanciert oder die sogenannte «Fun-Gruppe», in der auch Anfängerinnen und Anfänger willkommen waren. Ich weiss noch, dass die All Blacks zu dieser Zeit den Ruf hatten, dass nur ambitionierte Läuferinnen und Läufer an den Trainings teilnehmen können. Mit diesen Projekten wollten wir diesbezüglich Gegensteuer geben, was uns, so glaube ich, auch gelungen ist. Im Ressort «Sport» aber auch im Ressort «Nachwuchs» beschäftigte ich mich dann mehr mit dem Leistungssport und der Entwicklung dieser Sparte in unserem Verein. Generell hat mir die Arbeit im Vorstand immer grosse Freude bereitet, und mit unserem Präsidenten durfte ich während meiner ganzen Zeit im Vorstand eine Persönlichkeit an meiner Seite haben, die mich in meinen Anliegen stets unterstützte und von der ich in jeglicher Hinsicht viel profitieren und lernen konnte. Roland: Was für Ausbildungen Richtung Lauftrainer hast du absolviert? Wie sind diese Kurse aufgebaut? David: Ich bin mit Kindersport- und J&S-Kursen gestartet. Anschliessend habe ich die Diplome zum Trainer C und Trainer B absolviert. Diese Kurse sind modular aufgebaut und fanden jeweils in Magglingen und Tenero statt. Daneben pflegten wir einen regelmässigen Austausch mit den Nationaltrainern Mittel- und Langstrecken bei Swiss- Athletics, von welchen wir ebenfalls immer wieder neue und interessante Inputs erhielten. Roland:
Da ist vieles parallel geschehen. Neben dem beruflichen und privaten Werdegang warst du bei den All Blacks Thun Leistungssportler, Vorstandsmitglied und Trainingsleiter. Erst jetzt, wenn ich mir deine Daten zusammentrage, merke ich, wieviel da zusammengekommen ist. Willst du dazu etwas sagen? David: Ich glaube ich habe nun genug erzählt;-)... Ein paar Fragen kreuz und quer Roland: Sieht man dich weiterhin an den Trainings? David: Selbstverständlich – wahrscheinlich am Mittwoch und wenn es die Zeit zulässt, würde ich auch gerne ab und zu ein Berglauftraining besuchen. Roland: Was macht All Blacks Thun als Laufverein attraktiv? David: Dass der Verein wirklich jedem Alter und jedem Niveau etwas bietet und sich dies kombinieren und verbinden lässt. Auch habe ich die Solidarität in unserem Verein immer sehr geschätzt. Roland: Was möchtest du gerne noch lernen? David: Hmmm... das Handwerk eines DJ’s würde ich gerne erlernen. Roland: Wie lange hältst du es ohne Handy aus? David: Mit Kindern wird man gezwungen, das Handy ab und zu etwas länger beiseitezulegen... Roland: Wann hattest du richtig Glück? David: Immer wieder mal – ansonsten versuche ich es zu erzwingen;-)... Roland: Ich hoffe, dass du es künftig nicht oft erzwingen musst, sondern dass es dir immer wieder mal mühelos zuteilwird. Für den Einblick in deinen sportlichen und privaten Weg danke ich dir bestens. Für die Zukunft wünsche ich dir neben dem vielen oben erwähnten Glück, Erfolg und Freude im Beruf und mit der Familie. Wer weiss, in nicht allzu ferner Zeit gibt es vielleicht in der Jugi wieder einen «Zysset», der sich mit einem All Blacks Thun-Shirt auf einen Start vorbereitet.
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