Der Blog rund um All Blacks Thun...
All Blacks Thun verkörpert viel «Herzblut», was auch ausserhalb des Vereins wahrgenommen wird. Die Anfrage zum Mitmachen bei der UNESCO Welterbe Trophy kam denn nicht von Ungefähr. Ebenso wenig erstaunt jedoch die Komplexität, mit der sich der Verein auseinanderzusetzen hat. Im Gespräch äussert sich nun der All Blacks Thun-Präsident dazu und zu weiteren Punkten, die auch für die All Blacks Thun-Zukunft von Bedeutung sind. Michael Maurer: Lasse ich die vergangene Hauptversammlung Revue passieren, erhält man den Eindruck, dass es bei All Blacks Thun rund läuft. Die sportlichen Erfolge sind da; die Mitglieder halten dem Verein ihre Treue; und, auch, wenn nicht immer einfach, es lassen sich neue Funktionäre gewinnen. Was kann der Vereinspräsident zu diesem Eindruck sagen? Stefan Dähler: Ich kann im Grossen und Ganzen zustimmen, dass es gut läuft. Wer aber etwas weiterdenkt, weiss, dass dies nicht einfach so «durch den Butter geht». Etwa, wenn es darum geht das Angebot aufrecht zu erhalten und Projekte umzusetzen. Wir finden immer wieder Funktionäre und Trainingsleiter, was wirklich ein grosses Plus von All Blacks Thun ist. Dies ist gleichzeitig Triebfeder und Motivation für mich, und so denke ich, auch für den Gesamtvorstand. Michael: Worin siehst Du denn die Erfolgsfaktoren, die zur gegenwärtigen Situation führen? Stefan: In die Kurzform gebracht, heissen unsere Erfolgsfaktoren Menschen, korrigieren und Beständigkeit Michael: Jetzt interessiert mich schon, was das genauer bedeutet. Irgendwie hört sich das etwas militärisch an … (beide lachen)! Stefan: Mit dem Wort Menschen meine ich die Mitglieder, die hinter der Arbeit stehen und sich in irgendeiner Form und auf einer beliebigen Ebene engagieren. Mit korrigieren meine ich, dass wir alles stetig hinterfragen, ständig anpassen und dementsprechend korrigieren. Dies bedeutet auch, dass wir diese Kultur zulassen. Das heisst, dass unsere Leute etwas versuchen. Wenn es nicht so wie vorgesehen läuft, korrigieren wir. Danach versuchen wir es erneut. Ich glaube, dass diese Kultur bei den «All Blacks» herrscht. Wir haben uns während den vergangenen 30 Jahren denn auch den Trends, die sich durchgesetzt haben, und den Veränderungen anpassen können. Das neueste Beispiel dafür ist der Trend zum Trail Running und zu Bergläufen. Vor 25 Jahren wurde bei den «All Blacks» dem Berglauf keine Bedeutung beigemessen. Heute haben wir ein spezielles Angebot und haben auch den Ruf für dieses Angebot. Ein anderes Beispiel: Wir waren einer der ersten Vereine, der Nordic Walking anbot. Andererseits sind wir auch nicht jedem Trend hinterhergerannt. Wir haben schon analysiert, was sich durchsetzt. Michael: Kommen wir zum Wort Beständigkeit… Stefan: Ich denke, unsere Vereinsstrategie und -philosophie ist auf Beständigkeit ausgerichtet. Wir denken langfristig. Somit sind unsere neu umgesetzten Projekte und Angebote an Langfristigkeit orientiert. Wir arbeiten uns schrittweise voran, weshalb Neuerungen nicht gleich wie eine Bombe einschlagen müssen. Michael: Bei all dem sind ja auch der Arbeitsaufwand und die Ressourcen immer ein Thema… Stefan: Das Thema Ressourcen ist eigentlich ein stets aktuelles Dauerthema. Ich sehe, dass auf allen Stufen sehr viel Arbeit geleistet wird und vor allem sehr viel «Herzblut» einfliesst. Was ich dabei feststelle ist, dass es Funktionen gibt, die höchstwahrscheinlich überlastet sind. Das Hauptproblem hier ist jedoch nicht die Arbeitsmenge sondern die Komplexität der Arbeit. Die Vernetzung und die Abhängigkeiten der Funktionen untereinander haben zugenommen. Wir verwenden viel Zeit darauf, die Komplexität handzuhaben. Michael: Da fällt mir vom Organisationsschema her eine Art Matrixfunktion ein… Stefan: … Matrixfunktion versus Freiwilligenorganisation. Dabei können wir uns nicht täglich an einer Sitzung treffen und abstimmen. Vieles läuft bilateral, sei es über e-Mails oder im Training. Manchmal kommen wir da an die Grenzen. Michael: Haben Arbeit und Komplexität in den letzten Jahren denn eher zugenommen? Stefan: Die diesbezügliche Kurve ist stetig gestiegen. In den letzten drei Jahren hat sie noch einmal zugelegt. Komplexität und Vielschichtigkeit der Arbeit haben deutlich zugenommen. Das hat aus meiner Sicht auch damit zu tun, dass unsere Aussenwirkung viel grösser geworden ist. Dies führte bei uns zu neuen Projekten aber auch zu neuen Ansprüchen vonseiten der Mitglieder. Michael: In Zeiten von Gesellschaftstrends, die eher auf opportunistisches Verhalten, denn auf längerfristige Loyalität hindeuten, ist es doch auch für All Blacks Thun nicht immer einfach, die notwendigen personellen Ressourcen zu stellen. Wie beurteilst Du diesbezüglich die Situation und Massnahmen von All Blacks Thun? Stefan: Grundsätzlich bin ich extrem froh, dass wir diesem Trend nicht vollumfänglich ausgesetzt sind. Wir finden immer wieder Leute, die sich engagieren, die Neues übernehmen. Als Ganzes kommen wir aufgrund der Komplexität an unsere Grenzen. Jedoch sind wir dem Trend zum ausschliesslichen Konsum nicht so stark ausgesetzt. Indem wir ein aktives Vereinsleben pflegen und nicht allzu einseitig organisiert sind, geben wir Gegensteuer. Sprich, wir haben verschiedene Aufgaben wie auch verschiedene Trainingsgruppen. Dies ermöglicht uns, unterschiedliche Leute für unterschiedliche Funktionen anzusprechen. Bei einer einseitigen ausschliesslichen Ausrichtung, beispielsweise auf den Breiten- oder Leistungssport, würden wir für gewisse Aufgaben kaum Funktionäre finden. Weil wir vom Kind im Vorschulalter bis zum Pensionär alles haben, sprechen wir mit verschiedenen Aufgaben immer andere Leute an. Zudem denke ich, dass wir Aufgaben und Projekte bereitstellen, die für gewisse Personen eine neue Herausforderung bedeuten. Ich glaube, wir haben hier bisher das Gleichgewicht gefunden; aber der Grat ist schmal! Michael: Du sprichst von einem schmalen Grat. Gibt es denn einen Plan B, falls die bisherigen Massnahmen nicht mehr greifen würden? Stefan: Dieser Gesellschaftstrend ist da. Ich sehe in der Abschaffung des Lottos und der damit einhergegangenen Mitgliederbeitragserhöhung einen Ausfluss davon. Man bezahlt lieber als beim Lotto mitzuhelfen. Einen Plan B? Das ist eine grosse Gefahr für, so glaube ich, fast alle Vereine. Einen grossen Plan B gibt es nicht. Wir haben bei gewissen Funktionen Klumpenrisiken. Könnten wir etwas gerade auch in der von All Blacks Thun bekannten Qualität nicht mehr anbieten, müssten wir das Angebot anpassen. Dies ist aber für uns im Moment nicht aktuell. Michael: Welche weiteren Herausforderungen halten die All Blacks Thun-Vereinsführung derzeit auf Trab? Wie werden diese angegangen? Stefan: Es gibt eine sehr grosse Herausforderung, die aber auch in Richtung Ressourcen geht. Hierbei geht es um die Struktur des Vorstandes. Mit den Anpassungen im Verein haben sich auch Funktionärsaufgaben und die Profile der Trainingsleiter/Innen angepasst. Was wir jedoch nie revidiert haben, ist die Struktur des Vorstandes. Da besteht sehr grosser Handlungsbedarf. Am Vorstands Workshop im Frühling werden wir uns darum kümmern. Wir werden Aufgaben auf mehrere Schultern verteilen und den Vorstand neu strukturieren müssen. Die Neuerungen werden wir zu gegebener Zeit kommunizieren. Michael: Gibt es auch aufs Angebot von All Blacks Thun bezogene Herausforderungen? Stefan: Eine Herausforderung besteht immer darin, Nein sagen zu können. Nachdem wir mit den «All Blacks Thun Light Runners» eine Lücke geschlossen haben, ist der Angebotsausbau derzeit kein Thema. Die Herausforderung ist, die einzelnen Trainingsgruppen, z. B. in Sachen Beteiligung, festigen zu können. Darüber hinaus erhalten wir sehr viele Anfragen von externen Stellen für unseren Beitrag zu lauffremden Angeboten, etwa im Fitnessbereich. Zum Glück waren wir uns im Vorstand einig, dass wir derartige Anfragen defensiv behandeln. Angesprochen auf weitere Herausforderungen besteht für mich persönlich im Managen der bereits erwähnten Komplexität die grösste Herausforderung. Michael: Steht die von der Hauptversammlung angenommene Mitgliederbeitragserhöhung im Zusammenhang mit irgendwelchen Herausforderungen? Stefan: Es mag sich jetzt etwas komisch anhören. Doch, die Bedeutung der Mitgliederbeitragserhöhung hat eigentlich keine Bedeutung. Schliesslich ist die Mitgliederbeitragserhöhung nichts anderes als ein Lottoersatz und ein Ausgleich für die deutlich höheren Abgaben an Swiss Athletics. Wir haben somit durch die Mitgliederbeitragserhöhung nicht mehr Geld zum Ausgeben zur Verfügung! Die Erhöhung wurde so berechnet, dass wir im Gleichstand sind. Wir werden weiterhin sorgsam mit unseren Finanzen umgehen müssen. Es wäre ebenfalls völlig unseriös, laufende Ausgaben aus dem Vermögen zu bestreiten. Unser Erspartes möchten wir für spezielle Projekte oder für die nach wie vor bestehende Idee eines eigenen Trainingslokals verwenden. Michael: Ebenfalls ein Thema an der Hauptversammlung war die Partnerschaft mit dem Aletsch Halbmarathon und dem Jungfrau Marathon im Rahmen der UNESCO Welterbe Trophy. Du hast ja gerade vornhin erwähnt, dass man manchmal auch Nein sagen muss. Worin besteht nun die Motivation von All Blacks Thun, bei diesem grösseren Projekt massgeblich mitzuwirken? Stefan: Hier haben wir Ja gesagt weil es mit unserem Kerngeschäft zu tun hat. Es geht darum, Laufsport anzubieten und zu unterrichten. Natürlich lautete eine der ersten Fragen bei der Behandlung dieses Vorhabens im Vorstand: «Was bringt es uns?» Meine klare Meinung hierzu ist, dass man derartige Projekte nicht anhand von Soll und Haben beurteilen sollte. Tut man dies, hat man aus meiner Sicht den Sinn und Zweck einer Vereinsführung nicht erfasst. Mit dem Engagement beim Projekt UNESCO Welterbe Trophy festigen wir unsere Position als der Laufverein in Thun und im Berner Oberland, folgen dem Trends vom Berglauf und Trail Running und stärken im Allgemeinen die Marke «All Blacks». Wenn jemand danach fragt, was uns dies bringt, denke ich, ist das viel. Die beiden namhaften Veranstalter kamen auf uns zu. Das spricht dafür, dass wir uns einen guten Ruf erarbeitet haben. Dies ist auch ein gutes Gefäss, um den Trainingsleitern/Innen etwas Neues bieten zu können. Ich spüre hier eine grosse Vorfreude. Dies ist ein Beispiel für die Faktoren, die uns helfen, immer wieder neue Funktionäre zu gewinnen. Persönlich hat mich die Anfrage vom Jungfrau Marathon und vom Aletsch Halbmarathon sehr gefreut. Ich habe eine grosse Vorfreude und bin sehr motiviert. Michael: Die UNESCO Welterbe Trophy ist mit grosser Freude verbunden, wie andere All Blacks Thun-Aktivitäten in diesem Jahr ebenfalls. Worauf dürfen sich bestehende oder künftige All Blacks Thun-Mitglieder 2019 besonders freuen? Stefan: Das Wichtigste, das sie erwarten können, ist ein funktionierender Trainingsbetrieb für jedes Laufniveau und für jede Laufgruppe. Daneben dürfen sich die Mitglieder wieder auf ein Laufprojekt freuen, das sehr spannend ist – Schottland. Des Weiteren dürfen sie sich auf die speziellen Berglauftrainings, aufs «Bräteln» und auf den Vereinslauf freuen. Nicht zu vergessen sind auch das Trainingslager in Cecina und das Fan-Projekt zur Berglauf EM in Zermatt. Michael: Wenn wir etwas weiter in die Zukunft blicken – Wie denkst Du, Stefan, könnte der Thuner Laufsportverein mit den charakteristischen schwarzen T-Shirts in zwei, drei Jahren aussehen? Stefan: Weder ich noch der gesamte Vorstand sind fähig die Zukunft vorherzusagen. Aber ich habe eine klare Meinung hierzu. Wir müssen nicht die Zukunft gestalten sondern die Zukunft ermöglichen. Sprich, wir müssen die Strukturen so schaffen, dass die Zukunft für All Blacks Thun möglich ist. Wir müssen offene Kulturen und Veränderungsbereitschaft haben. Weil wir auf Beständigkeit und Langfristigkeit ausgerichtet sind, gehe ich davon aus, dass All Blacks Thun in drei Jahren nicht vollständig anders aussehen wird. Unser Angebot wird ähnlich sein. Eine kleine Hoffnung für eine grosse Veränderung in den nächsten drei Jahren habe ich: Die Realisierung des vom Gesamtvorstand gehegten Traums des eigenen Trainingslokals. Michael: Du hast das letzte Wort… Stefan: Ich sehe fast täglich, etwa in Form von Sitzungen, Telefonaten, e-Mails und Berichten, was in allen Bereichen gearbeitet wird. Bei den Trainern, bei den Leiterinnen, bei den Funktionären, bei den Projektleitern aber auch im Vorstand. Was mich immer tief beeindruckt, ist, dass mit viel Engagement und gerade auch mit viel «Herzblut» gearbeitet wird. Da werde ich selbst manchmal etwas demütig und ziehe innerlich den Hut davor. Dies oftmals im Monat! Michael: Besten Dank für deine Ausführungen und weiterhin viel Erfolg beim Voranlaufen mit All Blacks Thun.
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