Der Blog rund um All Blacks Thun...
Von Silvia Stucki & Roland Riedener (Fotos von Roland) Im Leben braucht man ein paar Standbeine die sich ergänzen und uns im Gleichgewicht halten. Mal ist das eine wichtiger, mal das andere. Sie ergeben sich zum Teil von selbst, geprägt durch das Elternhaus, die Schule, den Beruf, das Umfeld oder man baut sich selber solche Beine auf durch Beziehungen und dem Verfolgen eigener Ambitionen. Manchmal braucht es eine Krise, bis man auf die Idee kommt, sich so ein Standbein aufzubauen oder ein bestehendes zu stärken, um wieder ins Gleichgewicht zu kommen. Wir werden dann sozusagen gezwungen, etwas zu unternehmen, um wieder zu unserem Glück zu finden. Dass wir dabei gleich noch ein in uns schlummerndes Talent entdecken, ist natürlich der Idealfall. Und wenn es so gar nicht zu meinen anderweitigen Tätigkeiten passt? Dass dies durchaus gut funktionieren kann lebt uns Silvia Stucki vor. Sport – zielorientiert, anstrengend, diszipliniert, fokussiert, körperlich, genau, Regeln, gegebene Abläufe. Kunst – sinnlich, geistig, Inspiration, Freiheit, keine Regeln, eigene Interpretationen, keine Vorgaben, spontan. Silvia Stuckis Freude an körperlicher Betätigung und über ein gutes Laufresultat konnte ich an unzähligen Trainings und Laufveranstaltungen schon vielfach spüren. Aber ein anderes Standbein, die Freude an Kunst, das Talent zum Malen, wie ist das entstanden? Mit einem Besuch in ihrem Atelier in Interlaken wollte ich mehr über ihre künstlerische Seite entdecken. Ein unerwartet grosser, heller Raum erwartet mich. Arbeitstische, Malutensilien, Bilder geschmackvoll an den Wänden aufgemacht und reihenweise am Boden stehend, Couch, Kaffeemaschine, Atelierstaffelei mit einem grossen Niesen, über allem der leicht beissende Geruch von trocknender Farbe. Das ist der erste Eindruck. Nach einer langen verletzungs- und coronabedingten Pause, während der wir uns nicht mehr sahen, hat mir die Künstlerin ihre Tür geöffnet. Roland: Wann hast du dein Talent zum Malen entdeckt? Silvia: Ich weiss nicht, ob die Lieblingsbeschäftigung meiner Kindheit, das stundenlange Ausmalen von Kinderbüchern, schon der Einstieg war. Auf jeden Fall trat diese Beschäftigung später beim Erwachsen werden in den Hintergrund. Erst die seelische Not nach der Scheidung ebnete mir viel später den Weg zurück zu meiner Begeisterung für das Malen. Ich zügelte damals nach Biel und lernte zufälligerweise einen Künstler kennen. Er erklärte mir seine Techniken und seinen Stil, und ich durfte sein Atelier benutzen. Schnell begann ich selber zu experimentieren. Ich merkte, wie gut es mir dabei ging, wie ich dadurch für eine Weile alles um mich herum ausblenden konnte, wie schnell ich dabei in jeder Hinsicht Fortschritte machte. Seither ist das Malen ein Teil von mir, je nach anderweitiger Beanspruchung mit ganz unterschiedlicher Intensität. Ich besuchte zahlreiche Aus- und Weiterbildungen in unterschiedlichsten Techniken bei verschiedenen Kunstschaffenden und Ausbildungsinstitutionen. Roland: Was bedeutet das Malen heute für dich? Silvia: Malen entführt mich aus der Realität in die Stille und Weite einer anderen Welt, führt mich in Unbeständiges und Unergründliches, in Geheimnisse, Träume, in ein Meer von Nichts, in ein Gefühl der völligen Vertieftheit und unbegrenzten Freiheit, in der nichts muss, aber alles darf, in der es kein richtig oder falsch gibt. In eine Welt nur für mich. Roland Wie würdest du heute deinen Stil beschreiben? Silvia: Mein Stil ist geprägt durch Überlagerung sorgfältig aufeinander abgestimmter Farbnuancierungen. Vordergründig steht die Harmonie. Aber nichts ist so, wie es auf den ersten Blick scheint. Bei näherem Betrachten sind die Zerbrechlichkeit, die Spuren des Verfalls, die Narben, Risse und Verletzlichkeiten deutlich sicht- und spürbar. Das Geheimnisvolle verbirgt sich in der Tiefe, das Schöne oftmals unter der Oberfläche. Meine bevorzugten Farben sind Grau-, Weiss-, Schwarz- und Blautöne. Das Laute und Schrille, das Knallige liegt mir nicht und entspricht wohl auch nicht meinem Naturell. Ich mische alle Farben selber, diese einfach aus der Tube zu nehmen, das geht gar nicht. Ich arbeite meist auf Leinwand, bei kleineren Formaten auch auf Holz, Karton und Papier. Silvia nimmt einen Kübel, platziert mit einer Spachtel ein paar Züge einer fetten, weissen Masse auf ein grosses, auf dem Boden liegendes Bild. «Warum so beschwerlich», frage ich. «Warum nimmst du das Werk nicht auf einen Tisch?» Das geht nicht mit einem Bild dieser Grösse. Dann kann ich es nicht richtig als Ganzes sehen, dann stimmt die Optik nicht. Wegen den Materialen, die ich benutze, müssen meine Bilder liegen, wenn ich daran arbeite. Ist es zu gross, um auf einem Tisch die ganze Fläche zu erreichen, muss ich es auf dem Boden machen, dann sehe ich es auch perspektivisch richtig. Wenn ich mit einem Anstrich fertig bin, kann ich diesen noch Ritzen oder Formen reinmachen. In ein paar Tagen, nach dem Trocknen, wird dann das Bild ganz anders aussehen. Die Farben verändern sich, es können auch Risse und Dellen entstehen. Wenn ich dann weiter arbeite, lasse ich mich vom vorhandenen inspirieren, übermale es wieder, bringe teilweise darunterliegendes erneut hervor, ein richtiges Abenteuer. Ich experimentiere teils auch mit Papier-, Stoff- und Fotocollagen. So entsteht Schicht für Schicht das Bild. Jedes Exemplar ist ein Experiment, so wie ich das ganze Leben als ein Experiment betrachte. Ich mache immer weiter und übermale wieder und wieder, bis das Bild für mich stimmt. Beim Anschauen muss es den Betrachter inspirieren. Man erkennt Zerbrechlichkeit, Spuren des Verfalls, Narben, Risse und Verletzlichkeiten sind sicht-, aber auch spürbar. Roland: Wo inspirierst du dich? Silvia: In der unerschöpflichen Quelle der Natur. Ich streife durch das Land und halte mit dem Fotoapparat Motive fest, die in tausenden, kaum sichtbaren Kleinigkeiten einfach da liegen – am Wegrand, im Wald, am Wasser, in den Bergen, den Wolken, überall. Sie dienen mir in Form, Struktur, Farbe und Komposition als Vorlage zu meinen Bildern. Steinmaserungen, Wasserspiegelungen, Baumrinden, verwitterte Gemäuer und Holzwände, rostiges Metall, Abdrücke im Sand, Felsformationen, Eis-, Schnee- und Nebellandschaften. All diese Sachen faszinieren mich, vor allem die Zeugen und Spuren des Verfalls. Roland: Da kommt mir ein Trainingslauf in der Weihnachtszeit nach Aeschiried in den Sinn. Seit Tagen lag in Thun dichter Nebel. Auf unserem Weg nach oben lichtete er sich dann kurz vor Aeschi. Die ganze Gruppe genoss die Sonnenstrahlen und gab ihrer Freude über die klare Sicht auf die Berge Ausdruck. Nicht so Silvia, für sie war diese neue farbgenprächtige Ansicht der Berge langweilig, bewegungslos, starr und nicht inspirierend. Im Nebel aber sei es interessant und magisch. Nun, so kann man es auch sehen… Silvias Bilder sind abstrakte Bilder, sie sind eine Komposition mit Farben, Kontrasten und Oberflächenstrukturen ohne absichtliche Abbildung von Gegenständen. Wie kommt es denn dazu, dass du im Moment so viele Bilder in allen Grössen vom Niesen malst? Silvia:
Es geht Jahre zurück auf einen Besuch vom Seaside Festival in Spiez. Während der ganzen Zeit hatte ich den Niesen vor mir. Eine Woche danach war ich wieder im Atelier und begann zu malen. Dabei ist eine Art Niesen entstanden, es ist einfach aus mir herausgekommen. Meine Bilder entstehen, während ich diese male, ohne dass ich mir zuvor etwas Gegenständliches vornehme. Dieses Bild verschenkte ich dann später. Prompt bereute ich es danach, ich vermisste das Bild. Das gibt es immer wieder. Bei manchen Bildern überlege ich mir vor dem Verkauf, ob ich es wirklich weggeben soll. Später kontaktierte mich eine Kollegin. Sie habe bei mir mal so ein Niesenbild gesehen, ob ich ihr nicht ein solches malen könne. Ich versuchte es, sehe ich doch den Berg sehr oft, auch auf meinem Arbeitsweg. Damit meine Kollegin das Passende auswählen konnte, malte ich gleich einige davon. Sie kaufte mir gleich 2 Bilder ab! Die anderen stellte ich auf Facebook und merkte, wie gut diese Niesen ansprechen. Obwohl es abstrakte Bilder sind und ich keineswegs etwas Naturgetreues malen möchte, kann jedermann dahinter diesen Berg sehen. Das spricht viele Leute an. Im Moment arbeite ich an einem grossen Niesen. Diesen mache ich jetzt im Auftrag, was eher selten vorkommt. Zuerst schaute ich mir bei meinem Kunden die Wand an, wo das Bild mal hinkommen soll. Es soll 1.2 x 1.8 m gross werden. Ich habe mir gleich drei entsprechende Leinwandrahmen gekauft. Wenn ich die Bilder fertig habe, kann sich der Kunde jenes aussuchen, welches ihm am besten gefällt. Bei Auftragsarbeiten ist immer ein ganz feiner Druck da. Das habe ich eigentlich gar nicht so gern. So kommt es mir ganz gelegen, dass dies eher die Ausnahme ist. Es ist nicht so, dass die Bilder, die mir am besten gefallen und mich am meisten ansprechen, auch bei meinen Kunden oder bei den Besuchern von Ausstellungen am besten ankommen. Da staune ich manchmal, welche Bilder liegen bleiben und welche gekauft werden. Roland: Wieso ist das so? Silvia: Es hat damit zu tun, was man in einem Bild sucht und sieht. Es gibt auch Vorlieben für bestimmte Farben. Manche haben gerne knallige Sachen und finden darin Energie. Ich selber suche in meinen Bildern eher Harmonie und Ruhe. So kann ich einfach nicht mit rot oder grün arbeiten. Diese Farbtöne mag ich nicht so in meinen Bildern. Wenn ich es dann wieder einmal mache, sind es oft gerade diese Bilder, die gut weggehen. Jeder Mensch braucht etwas anderes, hat andere Neigungen. Mir ist einfach wichtig, dass meine Bilder harmonisch sind, Ruhe ausstrahlen und auch mich selber berühren. Roland: Du sagtest mir, dass auch interessierte HobbymalerInnen, oder solche die es werden wollen, dein Atelier benutzen können Silvia: Ja, das ist so. Wenn jemand zu Hause keinen geeigneten Raum und noch kein entsprechendes Material hat, kann er oder sie bei mir seine Kreativität ausleben. Auf Wunsch unterstütze ich die werdenden Künstler auch bei ihrer Arbeit, gebe gerne Tipps in Bezug auf Technik und Bildkomposition. Auch AnfängerInnen begleite ich gerne. Schliesslich aber muss jede*r seinen Stil selber finden. Es geht darum, Mut zu machen um sich malend auszuleben. Es ist manchmal fast lustig zu sehen, wie ängstlich sich viele Anfänger zuerst anstellen, wenn sie ein Bild erschaffen. Jeder Strich, jeder Tupfer, könnte ja schon das ganze Bild vermasseln. Es braucht eine gewisse Lockerheit, dann kann man sich erst entwickeln. Ich engagiere mich auch im Verein «bildende kunstschaffende berner oberland» (bkbeo). Er bezweckt die Förderung und Vermittlung der bildenden Kunst im Berner Oberland. Dort bin ich im Vorstand für «Grafik und Werbung» zuständig. Roland: Verbringst du jetzt, wo du pensioniert bist, die ganze Zeit im Atelier? Silvia: Nein das ist nicht so, wenn ich zu viel da bin, verleidet es mir schnell. Eine komplette Woche könnte ich nicht im Atelier verbringen. Ich brauche viel Abwechslung. Es gibt immer wieder Wochen, wo ich gar nicht in Interlaken bin. Natürlich, wenn ich zum Beispiel viele Bilder für eine Ausstellung abgeben muss, kann es schon sein, dass es für ein paar Wochen ein bisschen intensiver wird. Das war aber auch vor der Pensionierung so. Ich übermale dann auch Bilder, um schneller vorwärts zu kommen und fange nicht mit allen ganz von vorne an. Wenn ich am Malen bin, nimmt das mich so rein, dass mir die Bilder nachts immer wieder im Kopf herumgeistern und ich nicht schlafen kann. Das stört mich sehr, aber ich kann es einfach nicht beeinflussen. Auch deshalb ist die Distanz zwischen Atelier und Zuhause für mich sinnvoll. Mein Atelier ist ein Rückzugsort, in dem ich meiner Kunst frönen kann. Hier kann ich ganz alleine sein. Manchmal kommen aber auch andere Künstler vorbei. Wir trinken zusammen einen Kaffee und tauschen uns aus, oder sie bleiben gleich hier, um in meinem Raum zu arbeiten. Roland: Liebe Silvia, dein Einblick in eine mir eher fremde Welt hat mir sehr gefallen. Jetzt kenne ich schon zwei deiner Standbeine ziemlich gut. Da gibt es noch mehr, ein anderes ist das Ausfahren mit der Harley, aber dazu gibt es vielleicht später mal was. Vielen Dank für deine Geduld, einem Kulturbanausen deine Kunst näherzubringen. Webseite Silvia Stucki www.artstucki.ch Webseite «bildende kunstschaffende berner oberland» www.bkbeo.ch
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Im Impressum dieses Bulletins ist einigen Lesern sicher schon beim Layout der Name «Beequeen» aufgefallen. Dahinter steht Martine Gilliéron, eine Arbeitskollegin von Stefan Dähler. Über ihre Arbeit beim Layouten unseres Bulletins bin ich natürlich sehr froh. Auf einem WhatsApp-Profilbild zeigte sie sich mal in attraktivem Sport Outfit beim Wegschlagen eines Balls mit einem Schläger, ausgerüstet mit Helm und Handschuhen, die Nummer 3 auf dem Shirt. Auf meine Nachfrage, was sie dann dort treibe, erklärte sie mir, das zeige sie beim Softball, einer Variante von Baseball, die in Europa meist von Frauen gespielt wird. Ich erfuhr, dass diese Sportart schon seit Jahren Martine’s Leidenschaft ist. Eine Gelegenheit für unsere Leser*innen, dieses in der Schweiz nicht so verbreitete, aber weltweit bekannte Spiel näher kennen zu lernen. Gerne gibt uns Martine einen Einblick. Roland: Diese Nummer 3, hat die eine spezielle Bedeutung? Deutet die Zahl auf eine bestimmte Rolle im Spiel hin? Martine: Nein, das ist einfach meine Rückennummer. Die Positionen im Feld (Defensive) sind aber für die Statistik durchnummeriert. Wenn ich also zum Beispiel zweite Base spiele, ist das die Position 4. Roland: Wie hast du den Zugang zu dieser Sportart gefunden? Bist du schon lange dabei? Martine: Ich habe diese Sportart mal als Kind im Fernsehen gesehen und war sofort fasziniert davon. Damals wusste ich aber gar nicht, dass es in Bern einen Baseball-/Softball-Verein gibt. Erst später, als ich in der Lehre war, hörte ich einen Aufruf im Radio, dass bei den Berner Cardinals neue Spieler*innen gesucht werden. Da war ich natürlich sofort dabei. Ich spiele seit ich 18 Jahre alt bin (ich bin jetzt 47 und eine der ältesten Spielerinnen in der Schweiz), aber mit Unterbrüchen. Roland: Kannst du uns etwas zu deinem Verein sagen? Martine: Die Bern Cardinals wurden 1986 vom amerikanischen Opernsänger Dr. Charles Vail und einigen Berner Jungsportlern gegründet, um den an Baseball interessierten Menschen aus dem Einzugsgebiet Bern eine vielseitige Mannschaftssportart zu bieten. Roland: Ist es kompliziert die Spielregeln zu erklären? Mach doch einen Versuch. Ich kenne von der Schule her noch Brennball, das muss eine vereinfachte Form von Softball sein. Martine: Ja, die Regeln haben es in sich. Aber wenn man sie mal kennt, ist das Zuschauen wahnsinnig spannend. Das Spielfeld sieht aus wie ein Viertelstück Kuchen. Vom Spitz aus (dort steht auch die Homeplate) wird geschlagen. Im Innenfeld stehen 3 Bases, die es als Offensive-Spielerin zu umrunden gilt. Ganz aussen steht die Homerun-Fence (Homerun-Zaun). Wenn ein Ball direkt bis über diese Fence geschlagen wird, gilt dies als Homerun. Alle Runnerinnen und die Batterin dürfen alle Bases ablaufen bis «nach Hause». Pro Spielerin, die nach Hause läuft, zählt es einen Punkt. Es spielen zwei Mannschaften gegeneinander; immer 9 gegen 9, wobei jedes Team natürlich noch Reservespielerinnen auf der Bank hat. Man ist als Team mal in der Defensive und dann in der Offensive, das ergibt 1 «Inning» (Durchgang). Von den Innings werden dann bis mindestens 5 – 7 gespielt. Punkte erzielt man nur in der Offensive. Jeder «Run», der nach Hause (Homeplate) kommt (also wenn ein Läufer/Runner alle Bases umrundet hat und über die Homeplate läuft), zählt als einen Punkt. Das Gute an diesem Spiel ist, es gibt kein Unentschieden. Falls ja, wird ein Inning weitergespielt bis ein Team gewinnt. In der Defensive wirft die Pitcherin (Werferin) den Ball dem Batter (Schlägerin) zu. Der Pitch (zugeworfener Ball) muss in der Strikezone (schlagbare Zone) landen, damit der Ball gültig (ein Strike) ist, falls nicht, wird der Pitch als «Ball» vom Umpire (Schiedsrichter) gerufen. Wenn der Pitcher 3 Strikes wirft, ohne dass die Batterin schlägt oder sie daneben schwingt, ist die Batterin «out» (aus). Wenn die Pitcherin 4 «Balls» (schlechte Bälle, also nicht in der Strikezone) wirft, darf die Batterin auf die erste Base vorrücken ohne geschlagen zu haben. Die Defensive versucht 3 «Outs» (Aus) zu erzielen, damit sie nun als Offensive antreten und zu punkten versuchen kann. Weitere Möglichkeiten, Outs zu erzielen sind: Ein aus der Luft geschlagener Ball kann von der Defensive direkt mit dem Handschuh gefasst werden. Oder ein indirekt gefasster Ball (die Schlägerin fieldet einen zu Boden geschlagenen Ball) und wirft den Ball zu einer ihrer Mitspielerin, die am Base steht, wo die nächste Runnerin hinwill, und macht diese Spielerin aus, indem sie den Ball mit dem Handschuh fängt und zum Beispiel mit dem Fuss die Base berührt bevor die Runnerin die Base erreicht. Roland: Ist jede Spielerin auf jeder Position anzutreffen oder gibt es eine Spezialisierung der einzelnen Akteure? Was ist deine Stärke? Martine: Es gibt 9 verschiedene Positionen: 3 Outfielderinnen sind weit aussen im Feld und versuchen die Bälle aus der Luft zu fangen. Sie sind sehr schnell und haben einen sehr guten Wurfarm, da sie weit werfen können müssen. Eine Pitcherin steht im Infield (Innenfeld) und wirft in hoher Geschwindigkeit und mit verschiedenen Spins die Bälle zur Batterin. Ihr Ziel ist es, die Batterin auszumachen, indem die Bälle nicht geschlagen werden können oder zumindest einen schlechten Schlag zu erzielen, der einfach zu fangen sind. Eine Catcherin hat eine Hockeyähnliche Ausrüstung an. Sie steht ihrer Pitcherin gegenüber und fängt die Pitches und wirft den Ball ihrer Pitcherin zurück. Die Catcherin hat einen starken, schnellen Wurf und muss sehr ausdauernd sein, da sie ca. 2 Stunden in der Hocke ist und sehr schnell reagieren muss. Sie ist auch die Leaderin des Teams und dirigiert ihre Mannschaft in der Defensive. Sie hat als einzige Spielerin das ganze Feld im Überblick. Dann stehen noch 4 weitere Spielerinnen im Innenfeld (Infielderinnen), in der Nähe einer Base (first Base, second Base und third Base). Diese versuchen die Bälle zu fangen und die Runnerinnen auszumachen. Diese Spielerinnen sind sehr schnell auf den Beinen, haben einen starken kurzen Wurf und müssen die Spielzüge und die Situation im Griff haben. Meine Position ist im Innenfeld. Ich habe leider ein sehr schlechtes räumliches Sehen und kann im Outfield den Ball erst in letzter Sekunde richtig einschätzen. Eigentlich wäre ich gerne «draussen», da ich sehr gerne und schnell laufen kann. Dank meiner langjährigen Spielerfahrung bin ich im Infield anzutreffen, meistens als second Base oder Shortstop. In der Offensive spielen alle, die in der Defensive spielen. Es gibt eine «Battingorder» (Schlagreihenfolge), wer wann ans Schlagen kommt. In der Offensive muss man den Ball gut einschätzen können, ob dieser ein Strike ist oder Ball, gut schlagen und schnell laufen können und auch mal sich in den Sand werfen können («sliden» ins Base reinrutschen), damit man nicht mit dem Ball von einer Gegenspielerin ausgemacht wird. Wie sehen die Trainings aus? Spielt man einfach das Spiel oder trainiert man auch ganz spezifische Sachen? Wie können so Trainingseinheiten aussehen? Wie fleissig trainiert ihr in der Vorbereitung der Saison? Martine: Wir trainieren mindestens zweimal pro Woche, oft Basics oder einzelne Spielzüge. Dazu kommt «Baserunning» (Lauftraining um die Bases), «Sliding» (in die Base reinrutschen mit dem Fuss zuerst oder auch «Head-first» -> Kopfvoran). Wir haben einen Schlagkäfig, wo wir das Schlagen trainieren mit einer Pitching-machine (Ballwurfmaschine). Jede Frau trainiert für sich selber einmal pro Woche an ihrer Fitness. Im Winter haben wir eine Turnhalle, wo wir mit weichen Bällen trainieren. Roland: Ich nehme an, dass es auch ein taktisches, auf den Gegner ausgerichtetes Spiel ist. Wie sehen diese Taktiken aus? Ist es eine Kapitänin, die im Spiel Einfluss auf das Geschehen nimmt oder steht da gar ein Trainer am Spielfeld? Martine: Wir haben einen Trainer (Headcoach), der am Spielfeldrand steht und uns beim Schlagen und auf den Bases «Signs» (Zeichen) gibt, welche die Gegenmannschaft natürlich nicht kennt. Üblicherweise hätten wir noch einen zweiten Coach, die beim 1. Base stehen würde, leider können wir uns aber keine weiteren Coaches leisten und würden wohl auch niemanden finden in der Schweiz (weil sie rar sind). Die Trainer*innen arbeiten oft benevol oder kriegen eine sehr kleine Entschädigung. Das Spiel ist sehr taktisch, und es braucht viel mentale Stärke. Roland: Du spielst auch in einer Meisterschaft mit. Welches sind da die gegnerischen Mannschaften? Wie wird die Meisterschaft ausgetragen? Hast du mal etwas erreicht, worauf du speziell stolz bist? Martine: Wir spielen Meisterschaften mit Vor- und Rückrunden und Playoffs, trotz Corona konnten wir im 2020 eine verkürzte Saison spielen und haben den 4. Platz belegt. Im 2020 gab es 7 Mannschaften bei den Frauen aus Zürich, Luzern, Basel, Dulliken und Wittenbach. Leider ist diese Sportart in der Schweiz nicht sehr bekannt, auch fallen immer wieder Frauen wegen Babypausen weg, die aber teils danach wieder mittrainieren. Unsere jüngste Spielerin ist 14jährig, die Älteste 47 (ich). Das Schöne an dieser Sportart ist, dass man ziemlich lange spielen kann, mit Spielerfahrung kommt man weit J. Stolz bin ich auf die Teilnahme der Europameisterschaften in Zagreb (bei 40 Grad!) und Antwerpen (bei Dauerregen) und die Teilnahme eines Europacups in Athen im olympischen Stadion und auf einem Feld der amerikanischen Militärbasis. In Athen spielte ich im Team der Therwil Flyers mit und in Madrid mit den Zürcher Barracudas. Das Stadion war nach den olympischen Spielen leider sehr heruntergekommen, da es nicht mehr benutzt wurde. Keine der griechischen Mannschaften konnte es sich leisten, das Stadion für den Verein zu mieten. Im Outfield wuchsen schon Blümchen zwischen dem vertrockneten, fast nicht mehr vorhandenen Rasen. Aber das Spielfeld war immer noch besser als das, was wir in der Schweiz manchmal antreffen. Leider hat es vor lauter Fussballfelder nicht mehr viel Platz für Softball- und Baseballfelder, schon nur wegen der ungewöhnlichen Form und Grösse. Roland: Ich nehme an, die Wettkampfsaison ist im Sommer. Trainiert ihr auch im Winter? Martine: Die Saison fängt an Ostern an und dauert bis in den Herbst hinein. Wir trainieren im Winter in einer Halle und dann meistens Basics. Jede Frau treibt auch sonst noch Sport, um sich fit zu halten. Während der Corona-Phase wurde uns wöchentlich ein Fitnessprogramm per Skype angeboten. Roland: Was macht für dich den Reiz dieser Sportart aus? Martine: Diese Sportart ist sehr vielseitig und verlangt physische wie mentale Stärke. Man schlägt, rennt, fängt, wirft usw. Auch dass man draussen und in einer Mannschaft spielt, gefällt mir sehr. Wir haben einen tollen Zusammenhalt, auch kennt man sich untereinander in den Mannschaften gut, und es macht Spass, gegeneinander anzutreten. Roland: Vielen Dank, Martine, für deine ausführlichen Antworten und die Einblicke in deinen interessanten Sport. Ich hoffe, du kannst diesen noch ein paar Jahre ausüben und mit den Jungen mithalten. Es freut mich, dass du trotz deiner anderweitigen Interessen auch noch Zeit findest, weiterhin unser Bulletin in eine gefällige Form zu bringen. Club von Martine Gilliéron: Bern Cardinals Baseball und Softball Club www.berncardinals.ch Baseball-Verband der Schweiz www.swiss-baseball.ch Übrigens hat Thun auch einen Baseball- Softballverein!: www.hunters.ch Informationsbulletin All Blacks Thun "Schwarz auf Weiss" schwarz auf weiss- Informationsbulletin - All Blacks Thun David Zysset & Roland Riedener (Fotos zur Verfügung gestellt von David) Dem Rücktritt von David Zysset als Trainer hat unser Präsident schon in den «Infos von der Vereinsleitung» einen Abschnitt gewidmet. Er hinterlässt eine Lücke, die nicht so einfach zu füllen ist. Mit dem folgenden Interview möchte ich unseren Mitgliedern seine lange Karriere in unserem Verein etwas näherbringen. Gerne nahm er sich die Zeit, mir Red und Antwort zu stehen. Sportlicher Weg Roland: Wie kamst du als Schüler zu den All Blacks Thun? David: Ich bin mir nicht mehr ganz sicher, ich glaube mit vierzehn oder fünfzehn Jahren habe ich das erste Mal ein Lauftraining bei den All Blacks absolviert. Es war der Zeitpunkt als ich mich entschieden habe, vermehrt auf die Karte Leichtathletik zu setzen. Bis dahin habe ich auch noch Eishockey gespielt. Ich suchte einen Verein in der Region Thun, der sich auf den Laufsport spezialisierte, und dafür fand ich mit den All Blacks den idealen Verein. Hinzu kam, dass damals mit Fritz Schmocker ein Trainer bei uns tätig war, der ein enormes Fachwissen und ganz viel Erfahrung hatte und mit seiner Leidenschaft für die Leichtathletik alle begeistern konnte. Roland: Etwas musst du schon in die Wiege gelegt bekommen haben. Bereits ein Jahr nach deinem Beitritt gelang dir der Schritt auf die Frontseite unseres Vereinsbulletins! Was ist dir in guter Erinnerung geblieben aus diesen ersten Jahren bei den All Blacks? David: Da gibt es unzählige Erlebnisse und Erinnerungen, an die ich auch heute noch sehr gerne zurück denke, die ersten Trainingslager, damals noch in Tirrenia und St. Moritz, die vielen abwechslungsreichen und harten Trainingseinheiten im Schorenwald, im Lachenstadion oder die Hallentrainings in Thierachern. Fritz hat uns in dieser Zeit vermittelt, was es heisst, Leistungssport zu betreiben. Durch die harten Trainingseinheiten konnte unsere Trainingsgruppe dann auch immer wieder Erfolge feiern, beispielsweise an Staffelschweizermeisterschaften. Aus sportlicher Sicht waren für mich diese Erfolge jeweils fast noch wertvoller als die Einzelresultate, weshalb sie mir besonders in Erinnerung blieben. Wenn man als Trainingsgruppe ein ganzes Jahr zusammen trainiert und am Ende der Saison als Team gemeinsam eine Medaille holen konnte, war dieses Gefühl unbeschreiblich schön. In St. Moritz kann ich mich an ein Erlebnis erinnern, das ich ebenfalls nie mehr vergessen werde. Nach einer harten Trainingseinheit auf der Finnenbahn in Corviglia auf 2550 m über Meer wettete Fritz mit uns, dass keiner von uns durch den Lej Alv schwimmen würde – schliesslich sind alle irgendwie durchgeschwommen! Fritz durfte dann am Abend die Nachtessen bezahlen... Roland: Kannst du dich auch an Erlebnisse / Vorkommnisse erinnern, die dir eher Mühe bereitet haben? David: Im Jahr 2000 verunglückte mit Christoph Kunz unser Vereinskollege mit dem Motorrad so schwer, dass er an den Rollstuhl gebunden wurde. Wir erfuhren damals diese Nachricht auf dem Weg zu einem Wettkampf. Für uns alle war diese Nachricht ein grosser Schock. Schlagartig wurde mir damals aufgezeigt, wie schnell sich das Leben ändern kann. Persönliche Bestzeiten oder Medaillen geraten in solchen Momenten in den Hintergrund und werden völlig belanglos. Umso schöner ist es zu sehen, welchen Weg Christoph trotz diesem tragischen Unfall gehen konnte. Roland: Ist dir das erste Jahr mit einer Lizenz von Swiss Athletics noch in Erinnerung? Wie entwickelte sich deine Leichtathletik Karriere weiter in den Kategorien U16, U18 und darüber hinaus? David: Meine erste Saison in der U16 ist mir noch bestens in Erinnerung. Ich absolvierte bis dahin viele regionale Wettkämpfe. Mit den ersten nationalen Bahnrennen wurde mir damals aufgezeigt, wie hoch das Niveau auf der Bahn ist. Ich benötigte rund ein Jahr, um mich anzupassen. In den Nachwuchsjahren bis und mit U23 war ich dann über 1500 m und 3000 m meistens unter den besten 5 meiner Kategorie. Für ganz nach vorne reichte es mir in dieser Zeit aber nie, da waren andere stets noch etwas schneller. Das Schöne an der Bahn empfand ich aber stets auch immer im Kampf gegen mich selbst und gegen die Uhr. Wenn ich eine persönliche Bestzeit aufstellen konnte, bereitete mir das jeweils grosse Freude und motivierte mich zugleich, noch härter zu arbeiten. Roland: Wer waren deine Trainer und deine hauptsächlichen Trainingskollegen? David: Wie bereits gesagt wurden die ersten Jahre von Fritz Schmocker geprägt, er gab mir viel mit, was mich auch in meiner Trainertätigkeit später prägte. Als Fritz dann Nationaltrainer bei Swiss-Athletics wurde, übernahmen Stefan «Spilli» und Ursula Spielmann die Trainingsleitung in unserer Gruppe. Unter ihnen lief ich alle meine persönlichen Bestzeiten. Sie verstanden es, mit ihrer offenen, wertschätzenden und empathischen Art die Athlet*innen stets partizipativ miteinzubeziehen und ihnen auf Augenhöhe zu begegnen, was ich sehr schätzte. Im Herbst meiner Leistungssportkarriere war dann noch Peter Mathys zuständig für mich. Pesche besitzt über ein unheimlich grosses Fachwissen, und auch von ihm konnte ich vieles lernen. Während dieser Zeit konnte ich sehr viele Trainingskolleginnen und Trainingskollegen kennen und schätzen lernen. Mit vielen habe ich nach wie vor regelmässig Kontakt. Speziell sind sicher die Freundschaften mit Karin Imhof, wo ich Götti sein darf von ihrem Sohn Noé, mit Remo Wyss, Marcel Briggen und Sebastian Graf, die ihrerseits Göttis sind von unseren Jungs. Roland: Die Wettkämpfe auf der Bahn haben es dir angetan. Welche Distanzen hast du am Liebsten bestritten? David: Ja, die Bahnsaison war stets der Höhepunkt in meinen Leistungssportjahren. Grundsätzlich lief ich am liebsten 1500 m und 3000 m. Ich empfand die Abwechslung der Wettkämpfe aber stets als sehr bereichernd. Die Stadtläufe im November und Dezember und danach die Crossläufe von Januar bis März sagten mir aber ebenfalls sehr zu. Roland: Welche Erfolge und erreichten Zeiten würdest du als deine wertvollsten bezeichnen? David: Auf nationaler Ebene bei der Elite waren es wahrscheinlich der 4. Rang an den Kurzcross Schweizermeisterschaften 2006 und der 9. Rang über 1500 m im Jahr 2007. Auch die CISM Länderkämpfe im Cross, als ich die Schweiz vertreten durfte, oder die Medaillen bei Team- und Staffelschweizermeisterschaften gehören zu meinen persönlichen Highlights. Die 3:53 über 1500 m ist wohl meine wertvollste Zeit, die ich auf der Bahn gelaufen bin. Roland: Kannst du ein besonders schönes Erlebnis aus deiner aktiven Zeit beschreiben? David: Unsere erste Bronze-Medaille an den Team Schweizermeisterschaften 2007 in Bern mit Jonas Fahrni, Remo Wyss und Marcel Briggen. Obwohl keiner von uns ganz vorne mitlaufen konnte und wir in der Qualifikation nur Rang 7. belegten, konnte jeder einzelne über sich hinauswachsen, und so konnten wir als Team und vor allem als Freunde diese SM Medaille gewinnen. Über diesen Erfolg fachsimpeln und prahlen wir auch heute immer noch, wenn wir uns treffen. Privater Weg Roland: Gingst du in Uetendorf zur Schule beim Start in deine Karriere bei den All Blacks? David: Ja, das ist korrekt. Roland: Soviel ich weiss, hast du danach eine KV Lehre gemacht. Stimmt das und wo war das? Wie war das zu vereinbaren mit Laufsport auf hohem Niveau? David: Ich habe von 1999 bis 2002 die KV Lehre auf der Gemeindeverwaltung Uttigen absolviert. Mein damaliger Chef war ein grosser Sportfan, und so hatte er viel Verständnis für meine Leidenschaft und somit auch für die sportbedingten Abwesenheiten. Roland: Wie ging es nach der Lehre weiter mit der ersten Arbeitsstelle? David: Nach der Lehre habe ich zwei weitere Jahre im kaufmännischen Bereich gearbeitet, bevor ich anschliessend die Berufsmaturität absolvierte und das Studium zur sozialen Arbeit begann. Roland: Deine Frau Andrea lernte ich bei Trainings für den Jungfrau Marathon kennen. Anfangs waren wir hie und da etwa gleich schnell unterwegs. Habt ihr euch durch den Laufsport kennengelernt, oder ist Andrea erst danach von dir angesteckt worden? David: Nein, wir haben uns ausserhalb des Laufsportes kennengelernt. Sie war zu diesem Zeitpunkt aber bereits sehr polysportiv, was uns von Anfang an verbunden hat. Für den Laufvirus war aber dann wahrscheinlich schon ich zuständig;-)... Roland: Heute ist die Sozialarbeit dein Broterwerb. Warum hast du dich entschieden, eine entsprechende Weiterbildung anzugehen. War es ein schwieriger Entscheid? Wie sieht heute deine Arbeit aus? David: Der Kontakt mit unterschiedlichen Menschen hat mir schon immer gefallen, und mir wurde bereits während der KV-Lehre klar, dass ich nicht mein ganzes Arbeitsleben vor dem Computer verbringen möchte. Mit Spili hatten wir damals einen Trainer, der ebenfalls in diesem Bereich arbeitete und mich motivierte, diese Ausbildung in Angriff zu nehmen. Heute arbeite ich für die Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde KESB und habe mich auf die Themenbereiche «Kindesschutz und Migration» spezialisiert. Roland: Die Jahre vergehen… du bist Vater dreier Kinder. Wie heissen sie? Das älteste wird schon bald in die Schule gehen? David: Ja, wir haben mittlerweile drei Knaben, Laurin, Floris und Lian, die uns täglich auf Trab halten. Laurin wird nächsten Sommer in die erste Klasse kommen und Floris in das zweite Kindergartenjahr. Sie sind nun langsam in einem Alter, wo sie selbst gewisse Interessen und Hobbys entwickeln, die ich gerne begleiten möchte. Das war schliesslich der Hauptgrund, wieso ich mich entschieden habe, mein Engagement als Trainer zu beenden, damit ich genügend Zeit für die Familie habe. Trainer- und Vorstandstätigkeiten Roland: Gerne würden wir natürlich noch erfahren, wie sich dein Engagement für den Verein entwickelt hat. Wie kam es dazu, dass du anfingst, Trainings zu leiten? David: Die Jugendriege der All Blacks Thun wurde 2009 neu aufgebaut, und Marcel Briggen stellte sich damals zur Verfügung als Trainer. 2012 war dann die Gruppe so gross, dass es Marcel nicht mehr möglich war, die Trainings alleine zu leiten und so hat er mich gefragt, ob ich ihn unterstützen könnte. Wir konnten uns als Trainer dann gemeinsam mit unseren Athletinnen und Athleten entwickeln. Was einmal in der Jugendriege begann, wurde immer mehr und intensiver, bis wir schliesslich die Leistungssportgruppe der All Blacks Thun übernehmen konnten. Roland: Im Bulletin 1/2009 habe zum ersten Mal den Namen David Zysset im Vereins-Organigramm gefunden. Dein Ressort nannte sich «Strassenlauf / Jogging / Bahn». Später hiess dein Ressort dann «Sport», und am Schluss warst du in der Vereinsführung für den Nachwuchs zuständig. Kannst du uns schildern, wie sich aus deiner Sicht die Aufstellung im Vorstand und damit auch deine Aufgaben verändert und entwickelt haben? Wenn ich das richtig sehe, würden wir da über einen Zeitraum von 12 Jahren sprechen. David: Ursprünglich wurde ich 2008 als Athletenvertreter in den Vorstand gewählt. Es war uns in der Leistungsgruppe damals wichtig, dass die Anliegen und Bedürfnisse der Athletinnen und Athleten im Vorstand besser vertreten werden. Wir haben dann dem Vorstand diesen Vorschlag unterbreitet, und der Verein ist erfreulicherweise darauf eingetreten. Im Ressort «Strassenlauf / Jogging / Bahn» habe ich mich anschliessend vermehrt auch noch mit dem Breitensport befasst. So haben wir damals beispielsweise die Einsteiger-Laufkurse lanciert oder die sogenannte «Fun-Gruppe», in der auch Anfängerinnen und Anfänger willkommen waren. Ich weiss noch, dass die All Blacks zu dieser Zeit den Ruf hatten, dass nur ambitionierte Läuferinnen und Läufer an den Trainings teilnehmen können. Mit diesen Projekten wollten wir diesbezüglich Gegensteuer geben, was uns, so glaube ich, auch gelungen ist. Im Ressort «Sport» aber auch im Ressort «Nachwuchs» beschäftigte ich mich dann mehr mit dem Leistungssport und der Entwicklung dieser Sparte in unserem Verein. Generell hat mir die Arbeit im Vorstand immer grosse Freude bereitet, und mit unserem Präsidenten durfte ich während meiner ganzen Zeit im Vorstand eine Persönlichkeit an meiner Seite haben, die mich in meinen Anliegen stets unterstützte und von der ich in jeglicher Hinsicht viel profitieren und lernen konnte. Roland: Was für Ausbildungen Richtung Lauftrainer hast du absolviert? Wie sind diese Kurse aufgebaut? David: Ich bin mit Kindersport- und J&S-Kursen gestartet. Anschliessend habe ich die Diplome zum Trainer C und Trainer B absolviert. Diese Kurse sind modular aufgebaut und fanden jeweils in Magglingen und Tenero statt. Daneben pflegten wir einen regelmässigen Austausch mit den Nationaltrainern Mittel- und Langstrecken bei Swiss- Athletics, von welchen wir ebenfalls immer wieder neue und interessante Inputs erhielten. Roland:
Da ist vieles parallel geschehen. Neben dem beruflichen und privaten Werdegang warst du bei den All Blacks Thun Leistungssportler, Vorstandsmitglied und Trainingsleiter. Erst jetzt, wenn ich mir deine Daten zusammentrage, merke ich, wieviel da zusammengekommen ist. Willst du dazu etwas sagen? David: Ich glaube ich habe nun genug erzählt;-)... Ein paar Fragen kreuz und quer Roland: Sieht man dich weiterhin an den Trainings? David: Selbstverständlich – wahrscheinlich am Mittwoch und wenn es die Zeit zulässt, würde ich auch gerne ab und zu ein Berglauftraining besuchen. Roland: Was macht All Blacks Thun als Laufverein attraktiv? David: Dass der Verein wirklich jedem Alter und jedem Niveau etwas bietet und sich dies kombinieren und verbinden lässt. Auch habe ich die Solidarität in unserem Verein immer sehr geschätzt. Roland: Was möchtest du gerne noch lernen? David: Hmmm... das Handwerk eines DJ’s würde ich gerne erlernen. Roland: Wie lange hältst du es ohne Handy aus? David: Mit Kindern wird man gezwungen, das Handy ab und zu etwas länger beiseitezulegen... Roland: Wann hattest du richtig Glück? David: Immer wieder mal – ansonsten versuche ich es zu erzwingen;-)... Roland: Ich hoffe, dass du es künftig nicht oft erzwingen musst, sondern dass es dir immer wieder mal mühelos zuteilwird. Für den Einblick in deinen sportlichen und privaten Weg danke ich dir bestens. Für die Zukunft wünsche ich dir neben dem vielen oben erwähnten Glück, Erfolg und Freude im Beruf und mit der Familie. Wer weiss, in nicht allzu ferner Zeit gibt es vielleicht in der Jugi wieder einen «Zysset», der sich mit einem All Blacks Thun-Shirt auf einen Start vorbereitet. |
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April 2024
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