Der Blog rund um All Blacks Thun...
Trailrunning ist Mode. Das Laufen abseits von Strassen begeistert, egal ob in den Alpen, entlang der Aare oder im hausnahen Wald. Diese Vielfältigkeit des Trailrunnings mag mittlerweile Massen von Menschen anzuziehen. Trailrun-Events spriessen nur so aus dem Boden. Abheben können sich die Veranstaltungen durch immer schönere, längere, technisch schwierigere und härtere Trails. Die Maxime wird ausgeweitet, bis das Laufen in seiner Ursprungsform teilweise nicht mehr möglich ist. In den Bergen nennt man diese Unterform des Trailrunnings Skyrunning, dort wo sich Erde und Himmel treffen. Der Begriff Skyrunning entstand 1992 durch den italienischen Alpinisten Marino Giacometti, welcher die Disziplin durch den Slogan «Less cloud. More sky.» promotete. Die Internationale Skyrunning Föderation (ISF) definiert ihren Sport als Laufen in den Bergen über 2000 m.ü.M. auf extrem technischen Pfaden, wo das Gelände über 30° steil ist, der zweite Kletterschwierigkeitsgrad (UIAA) aber nicht überschritten wird. Es wäre illusorisch zu denken, dass diese Eigenschaften überall und immer vollumfänglich zutreffen können. Die Internationale Skyrunning Föderation, welche für die Regulierung zuständig ist, klassifiziert die Rennen nach folgenden Kriterien: Durchschnittliche Meereshöhe, durchschnittliche Steigung, Distanz, Umwelt, Fixe Seile/Klettersteige, maximale Meereshöhe, Gipfelerreichung, loses Gestein/Geröll, technische Kletterstellen, Schnee/Gletscher, Auf- / Abstiegssektoren, vertikaler Anstieg und Exponiertheit. Durch all diese Faktoren können die Rennen in drei unterschiedliche Schwierigkeitskategorien unterteilt werden, wobei der Level 3 dem Alpinismus viel näher kommt als dem Grundgedanken des Trailrunnings. Unabhängig von der Schwierigkeit eines Kurses wird Skyrunning wiederum in drei Kategorien unterteilt: Vertical, Sky und Ultra. Führt die Strecke beim Vertical nur steil bergauf, beinhalten Sky und Ultra neben den Aufstiegspassagen auch Abstiege. Als Ultra gelten dabei jene Distanzen, welche die Marathondistanz überschreiten. Die Internationale Skyrunning Föderation organisiert jährlich die Skyrunner World Series. Diese hoch anspruchsvollen Rennen finden in diversen alpinen Ländern in der Nordhemisphäre statt. Mit dem «Extreme» Rennen am Matterhorn Ultraks findet jährlich auch ein Rennen in der Schweiz Unterschlupf in diesem exquisiten Rennkalender. Das 2019 erstmalig in dieser Form ausgetragene Extremrennen gilt sogleich auch bereits als Massstab bezüglich technischer Schwierigkeit. Der Zermatter Martin Anthamatten entwickelte die Route praktisch vor seiner Haustür und baute alle erdenklichen Schwierigkeiten mit ein: Gratläufe, Gletscherüberquerungen, Fixseile, Geröllfelder und extreme Steigungen und Gefälle. Wer sich diesem Level langsam annähern will, der bestreitet am besten eines der fünf Rennen des nationalen Verbandes, den Skyrunner Switzerland Series. Diese im gleichen Stile wie die World Series organisierte Meisterschaft dient als Vorbereitung für die World Series, wobei die Rennen teilweise nicht minder anspruchsvoll sind. Gerade der ebenfalls dieses Jahr zum ersten Mal ausgetragene Trail du Besso scheint Potential zu haben, die Weltelite aufgrund seiner Länge, den Höhenunterschieden und der technischen Passagen anlocken zu können. Was braucht es, um vom Strassenläufer zum Skyrunner zu mutieren? Vor allem eins: Freude. Skyrunning können die meisten nicht von der Haustür aus praktizieren. Zeit braucht eben nicht nur die Tour an und für sich, sondern auch die An- und Rückreise. Dafür reicht Wille allein nicht aus. Es muss einem Spass bereiten, in den Bergen, über den Wolken, teils fernab von anderen Leuten, den idealen Pfad zu erahnen und diesen in einem möglichst hohen Rhythmus zu begehen. Natürlich sind gewisse Ängste hinderlich. Doch mit der allmählichen Erhöhung der technischen Schwierigkeit erhöht sich neben dem Können auch das Vertrauen; das Vertrauen in uns selbst und in unser Material. Gutes Schuhwerk hilft diesbezüglich stark. Eine Sohle mit gutem Grip kann den Unterschied ausmachen, ob man einen Grat geht oder gar läuft, ob man die Wiese auf den Füssen runterrauscht oder auf dem Gesäss und wie viel Energie ein Aufstieg auf einem durchnässten Boden bei garstigem Wetter an Energie kostet. Tipp 1: nicht sparen beim Schuhwerk. Denn auch aufgrund der Höhenunterschiede beim Skyrunning sind wir höheren Belastungen ausgesetzt. Daher entscheide gut, wie wichtig dir Bequemlichkeit, Präzision, Dämpfung, Halt und weitere Faktoren sind. Und wenn wir schon bei den Tipps sind; Tipp 2: scheu dich nicht vor Stöcken. Den Strassenläufern sind Stöcke meist nur vom Nordic Walking und dem Wandern bekannt. Stöcke werden so teils gar als Hilfsmittel für Ältere und Schwächere angesehen. Nicht so beim Skyrunning. Auch die Gewinner gehen zumeist mit Gehstöcken. Sie werden bei den Verticals eingesetzt, um auch mit Hilfe der Armkraft steile Anstiege effizienter zu bewältigen. In den Ultras dienen sie, sobald die Kräfte allmählich verfliegen, neben der Gleichgewichts- auch der Gehrhythmushilfe. Es versteht sich von selbst, dass das Gehen mit den Stöcken auch trainiert werden muss. Dafür eignen sich steile Anstiege, welche nicht mehr gerannt werden können. Der schnelle Skyrunner unterscheidet sich dann aber insofern vom Wanderer, dass er die Stöcke oben am Berg zusammenklappt und sie zum Downhill nicht zur Schonung von Gelenken nutzt. Egal ob dir Skyrunning bereits seit langem ein Begriff ist oder ob du heute zum ersten Mal davon gehört hast, egal ob du bereits Erfahrungen in diesem Bereich gesammelt hast oder nicht, ich hoffe, dein Herz schlägt vor lauter Begeisterung und Enthusiasmus bereits viel höher. Du willst dich selber herausfordern, dann geh skyrunnen. Gerne gebe ich einige Vorschläge in der Region: Skyrunning darf nicht unterschätzt werden. Die Touren müssen genaustens analysiert werden. Es beginnt bei der Prüfung der Verhältnisse und der aktuellen Wetterlage, wodurch nicht selten die eigentliche Wunschroute überdacht werden muss. Je nach konditionellen und technischen Voraussetzungen aller Teilnehmer und der verfügbaren Zeit entscheidet man sich nun für eine Route. Anschliessend beginnt die spezifische Vorbereitung. Neben der Streckeneinprägung der vorgesehenen Route notiert man sich am besten auch frühere Abstiegsrouten, Eventualrouten sofern z.B. wegen Schneefeldern Stellen nicht passierbar sind, Fahrpläne der Beförderungsunternehmen und Verpflegungsstellen (Restaurants, Brunnen, Bäche). Basierend auf diesen Erkenntnissen muss genügend Wasser, Verpflegung, Kleidung und sonstige Ausrüstung in möglichst kompakter Form mitgenommen werden. Und dann bist du bereit für die wenigen Wolken und den vielen Himmel.
Michael Burkhalter (passionierter Skyrunner und Teilnehmer der All Blacks Thun - Berglauftrainings) Artikel aus dem All Blacks Thun Vereinsmagazin "schwarz auf weiss"
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